H.C. MCENTIRE verbringt einen Großteil ihres zweiten Soloalbum ENO AXIS damit, über ihre Zeit in Tryon, North Carolina, nachzudenken und den Zustand der Welt von ihrem derzeitigen Platz am fließenden Eno River aus zu überblicken.
Der Eno River fließt durch die Grafschaften Orange und Durham in North Carolina und mündet in Falls Lake in Wake County. Seit 40 Jahren beherbergt das Festival for the Eno viele aufstrebende sowie legendäre lokale und nationale Künstler und Künstlerinnen auf seinen Bühnen, um Geld für die Erhaltung des Flussbeckens und des umliegenden Landes zu sammeln. Jeder, von Doc Watson, Mike Cross und den Two Dollar Pistols bis hin zu Emmylou Harris, Reverend Billy C. Wirtz und Ralph Stanley, ist auf dem Festival aufgetreten, um zu seiner Erhaltung beizutragen. Musik durchzieht das Gebiet, in dem der Eno ebenso fließt wie sein Wasser. Es ist auch der Ort, an dem die Sängerin H.C. McEntire jetzt zu Hause ist.
Wenn wir in „Eno Axis“ eintreten, passen die Dinge sofort zusammen. Beim eröffnenden Stück „Hands for the Harvest“ gibt ein einfacher Vorschlag – „Early rise, start the fire, till the rows, pass the tithes“ – über einen süßen Gospel-Walzer gehängt, das Tempo vor. Heute muss nur noch der Abwasch erledigt werden, suggeriert der Song. Die Einsätze bleiben in „Eno Axis“ angenehm niedrig. Stress schleicht sich nur durch die schwächeren Tracks des Albums ein. Thematisch ist „One Eye Open“ ein Ausreißer. Obwohl das Thema der weißen Vorherrschaft so beunruhigend aktuell bleibt wie eh und je, ist seine Platzierung hier erschütternd. Das Lied hätte besser zu „Lionheart“ gepasst.
McEntire ist nicht nur Songwriterin, sondern auch eine erfahrene Dichterin, und die Hingabe der Dichterin an Bedeutung und Klarheit kommt in vielen dieser Songs zum Ausdruck. Hier muss nicht mit Sätzen wie „closer than a shadow cast“ gerungen werden, weil wir wissen, was es bedeutet. Ihr kluges und klares Wortspiel erinnert an den Stil einer anderen großen queeren Dichterin, Mary Oliver. “She will leave like she appeared, eager-winged hummingbird,” singt McEntire auf „River’s Jaw“. Eingeschränkt durch eine engere, weniger spontane Struktur würden die Songs von „Eno Axis“ sicherlich ihre heilende Kraft verlieren. Ihre Einfachheit gibt ihnen diese Stärke und McEntire’s schnörkellose Behandlung sorgt für Musik, die nicht vom Chaos ablenkt, sondern uns stattdessen lehrt, wie wir uns darin bewegen können.
„Eno Axis“ ist sowohl ein wunderbares Album als auch eine praktische Bedienungsanleitung für unsere Zeit: Befolgt man die einfachen Vorschläge, die in McEntire’s Songs stecken, und man wird vielleicht spüren, wie die Müdigkeit – wie Morgennebel über einem Fluss – verfliegt.
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