Clap Your Hands Say Yeah – Hysterical

Indie Rock, VÖ: September 2011
Die Enttäuschung besteht darin, wie sich HYSTERICAL anhört, als hätten ihre Jahre der Trennung CLAP YOUR HANDS SAY YEAH dazu getrieben, den eigenwilligen Sound von Some Loud Thunder vorzuspulen, anstatt ihn anzunehmen, und aus der Wildnis herauszukommen, nur um jetzt auf der Straße zu landen.

Von allen neuen Platten gehört für mich der Opener „Same Mistake“ von Clap Your Hands Say Yeah zum schönsten Einstieg in diesem Jahr. Mit so einer ehrlichen Harmonie hat mich die Band um Sänger Alec Ounsworth schwer beeindruckt. Es weht der sanfte Hauch der Killers durch die Luft, doch das Ergebnis kann sich ohne Frage sehen lassen. Ebenso der hektische und stramme Titelsong, der besonders durch den trennenden Gesang von Alec Ounsworth beherrscht wird, glänzt mit einem fieberhaften Schlussakt. Danach folgt ein abruptes Ende dieser euphorisierenden Melodien. Das Klavier wird nach Vorne gerückt, das Licht gedämpft und der Gesang nachdenklich – ein milder Geschmack macht sich in den Ohren breit und zeigt zugleich die Entstehung und Neuausrichtung der Band. „I think with this record I’m starting to finally understand what the identity of the Clap is,“ erzählt Sänger Alec Ounsworth und hier liegt wohl leider auch der Wehmutstropfen.

Denn die erste Singleauskopplung „Maniac“ ist nur ein ätzendes Nervenbündel, schlägt rücksichtslos auf die wehrlose Euphorie der ersten Minuten ein und verzichtet dementsprechend auch im weiteren Verlauf den Hörer aus der Schussbahn zu reißen. So hätte man sich das dritte Werk nicht vorgestellt. „Into Your Alien Arms“ lässt zwar anschließend seine Melodien weitläufig durch die Landschaften ziehen, doch wirkt es zeitweise recht einschläfernd. Unabhängig davon gehört das Stück auf Sicht des gesamten Albums jedoch zu den besseren seiner Art. Denn die Steigerung in Langeweile folgt mit „In A Motel“ und eine anstrengende Romantik erwartet uns kurz darauf in „Yesterday, Never“. Clap Your Hands Say Yeah engagierten John Congleton (Explosions In The Sky, Okkervil River, The Mountain Goats, Modest Mouse) für die Produktion und in Anbetracht der fertigen Songs bleibt es fraglich, ob es die beste Entscheidung war.

Aber manche Dinge lassen sich eben nicht mehr ändern und so muss man sich eben speziell in der zweiten Albumhälfte mit langatmigen Passagen auseinandersetzen. Einmal mehr und einmal weniger. Der letzte Punkt trifft auf „Ketamine And Ecstasy“ zu, welches gleich in den ersten Sekunden an „Same Mistake“ erinnert und sicherlich mit bestimmenden Kalkül an diese späte Stelle des Albums gesetzt wurde. Das Ende mit „Adam’s Plane“ ist dann Sinnbild der letzten 40 Minuten. Der Atmosphäre im Ansatz vorhanden, der Wille deutlich vorhanden, die musikalische Bandbreite befriedigend – dafür entschädigt der finale Schlussakt, in dem sich alle Instrumente bis zur vollkommenen Erschöpfung austoben dürfen. Es könnte die Fangemeinde noch einmal polarisieren, den „Hysterical“ ist eine jubelnde Euphoriewelle – bleibt jedoch auch für Entwaffnungen aller Art anfällig.

6.7