Cigarettes After Sex – Cry

Dream PopPop, VÖ: Oktober 2019

Das zweite Album „Cry“ der Dream Pop Band Cigarettes After Sex wurde in Mallorca aufgenommen und klingt wie eine allumfassende Hommage an das erste Cigarettes After Sex Album. Und wenn man dazu selbst Melodie und Weichheit Rhythmus und Abrieb vorzieht – dann ist dieses Album klanglich eines der angenehmsten der letzten Jahre. Es sind solide konstruierte Songs, die in anderen Arrangements jederzeit funktionieren würden, und sie werden so präsentiert, dass die Instrumentierung sie eher verziert als überfordert. Der einherkommende Mangel an Innovation spielt bei Ihnen keine Rolle. Man verliebt sich in die Melodien, die so einfach und liebenswert sind wie der Titeltrack, auf den man immer wieder gerne zurückgreifen möchte.

 

Das eröffnende Stück „Don’t Let Me Go“ ist von wechselseitiger Wucht durchdrungen, die anfänglichen Töne von Gonzalez’ Gitarre erinnern an Julee Cruise’s „Floating Into the Night“. „Come to me now, don’t let me go, stay by my side,“ singt Gonzalez süß in seiner unnachahmlichen, satinierten Stimme. Aber die Dinge werden etwas komplexer. Wenn wir uns in „You’re the Only Good Thing in My Life“ hineinbegeben, erwarten wir erstmal ein poetisches Liebeslied, aber wir erhalten einen zutiefst sinnlichen Track, der ein wunderschönes physisches Bild der Liebe malt. Bei Gonzalez ist alles sehr imaginär – er schreibt in Bildern, weil er sich in Bildern ausdrücken kann und schöne Vignetten der Alltäglichkeiten des Zusammenseins mit einem geliebten Menschen fertigt.

Das zweite Album „Cry“ lässt die Band leider im Gesamten nicht allzu sehr von der bewährten Formel langsamer und betörender Traurigkeit abkommen, diesmal jedoch mit etwas mehr Liebe, die von einer filmischeren Herangehensweise zusammengehalten wird. Die Sensibilität des Soundtracks bedeutet, dass ein Track in einen anderen fließt und letztlich einen himmlischen Seufzer mit neun Songs erzeugt. Während die wärmenden Töne des unverfrorenen Liebesbriefs zum Abschluss von „Pure“ verblassen, bleibt die Dichotomie zwischen der emotionalen Skala, auf die sich „Cry“ stützt, und der Leichtigkeit der Berührung, mit der es geliefert wird, bestehen. Trotzdem wünscht man sich für das dritte Album eine textliche Weiterentwicklung und mehr Mut zu Neuem.

6.3