CHVRCHES – Screen Violence

PopSynth Pop, VÖ: September 2021
Es ist CHVRCHES‚ Verdienst, dass SCREEN VIOLENCE keine oberflächlichen Antworten auf die Fragen gibt, die es aufwirft. Stattdessen nimmt das Album eine unerschrockene Einschätzung der gegenwärtigen Ängste vor, um die Vitalität zu beschwören, die erforderlich ist, um trotz allem, was immer wieder aus den Bildschirmen flackert, weiterzumachen.

Mit dem selbstproduzierten Album „Screen Violence“ schöpfen CHVRCHES alles aus, was sie unter den Legionen von Bands, die in den 2020er Jahren den Synth Pop neu erfunden haben, so besonders macht. Ganz oben auf dieser Liste steht Lauren Mayberry’s Stimme. Sie klingt so hell und emotional wie immer, und ihre jugendliche Klarheit kontrastiert zufriedenstellend mit der Reife ihrer Texte. Mayberry bleibt brillant darin, komplexe Emotionen mit beredten einfachen Worten auszudrücken, die oftmals eine unterschwellige Weltmüdigkeit in sich tragen, aber dennoch nicht hoffnungslos klingen. Es ist der Sound hartgesottener Künstler, die gegen die Grausamkeiten und Demütigungen einer Welt mit einem endlosen Vorrat an Frauenfeindlichkeiten kämpfen.

„Asking for a Friend“ ist eine unbeugsame Hymne, die digitale Rhythmen und bittersüße Gefühle zum Ausdruck bringt, während „He Said She Said“ eine Bestandsaufnahme ungesunder Emotionen aufzählt, die ihr von Männern erzählt wurden. Über „California“ sammelt sich die Weltmüdigkeit wie ein Sturm, wo Mayberry singt: „God bless this mess that we made for ourselves / pull me into the screen at the end.“ Cook’s und Doherty’s Sounds fühlen sich dabei zu jeder Zeit lebendig an, reagieren geschickt auf Stimmungen und stoßen ihre Palette in neue Richtungen. Und „Nightmares“ richtet einen wachsamen Blick nach innen, während Mayberry über die Herausforderungen der Vergebung singt, sowohl für sich selbst als auch für andere.

Der spielerische Sinn für Musikalität des Albums erreicht auf „Violent Delights“ die vielleicht beste Synthese aus Kontrasten zwischen instrumentalen Auftrieben und lyrischem Punch, sowie den vielfältigen Ebenen von Schlagzeug und Synthesizern. Das nahbare „Better If You Don’t“ schneidet den Großteil der üblichen Elektronik der Band weg und konzentriert sich auf eine einsame Gitarrenlinie und Mayberry’s Stimme, während es die persönliche Geschichte in eine endlosen Schleife verwandelt: „I’ve been gone and notice every change.“ Letztlich ist „Screen Violence“ eine Geschichte über das Loslassen, aber das gleichzeitige Festhalten an den eigenen Fähigkeiten sorgt für eine atemberaubende kreative Wiedergeburt.

9.1