Cat Power – You Are Free

Classic AlbumsCountryFolk, VÖ: Februar 2003
CAT POWER hat noch nie so geklungen, als dass sie ihre Dämonen unter Kontrolle hätte. Aber dieses Mal scheint ihr Überleben eher eine Selbstverständlichkeit als ein Glücksspiel zu sein.

„You Are Free“ wurde 2002 über mehrere Monate hinweg aufgenommen und ist eine grundlegende Veränderung für Cat Power. Marshall war im Aufnahmeprozess äußerst unabhängig und bestand darauf, dass ein Tontechniker, kein Produzent, bei der Erstellung von „You Are Free“ behilflich war. Das Ergebnis ist zutiefst persönlich, eine Meditation über verlorene Liebe, die Wunden der Kindheit und die parasitäre Natur des Ruhms. Im Vorfeld von „You Are Free“ hatte sich Marshall einen gewissen Bekanntheitsgrad für ihre unberechenbaren Auftritte und ihre mürrische Art erworben. Als Naturtalent war ihr sprunghaftes Temperament frustrierend für diejenigen, die mit ihr neues Material aufnehmen wollten. Dieses Album fungiert zuweilen als Entschuldigung für dieses Verhalten, aber auch als Plädoyer für Mitgefühl.

Es beginnt mit einem Lied über einen Musiker, der nicht mehr weitermachen konnte: „You were swinging your guitar around/‘Cause they would to listen that sound/That you would not wanna play.“ Es könnte um Kurt Cobain gehen, besonders wenn sie singt: “What a sad trick you thought you had to play.” Es gibt eine stattliche Klavierlinie und einen einfachen Refrain: “I don’t blame you.” Cobain’s Widerspenstigkeit hallt in „You Are Free“ wider, als ob Marshall versucht, seinen traurigen Trick zu verstehen und herauszufinden versucht, was es bedeutet, die Hoffnung aufzugeben. In den letzten acht Jahren hat diese in Georgia geborene Songwriterin ihre eigene desolate, unzusammenhängende Version von Folkmusik perfektioniert. „You Are Free“ ist vielleicht ihr schönstes Album, aber auch ihr schrulligstes: Es gibt hagere Rocksongs und baufällige Balladen, die alle mit kühnen, sicheren Strichen gemalt sind und ihrer Ambivalenz Lügen strafen.

Ein solcher Ansatz ist auch der Schlüssel zu ihrem zurückhaltenden Songwriting-Stil. Sparsam und doch anmutig interpretieren diese 14 Songs über Liebe und Verlust zarten Folk und langsam brennenden Country durch spröde lo-fi-Verflechtungen. Während ihre frühen, von Sonic Youth produzierten Alben dicht waren, nutzt Marshall jetzt Raum und Spannung mit verheerender Wirkung. „I Don’t Blame You“ und „Names“ zum Beispiel bieten minimale, gespenstische Klavierstücke, die intim und gleichzeitig großartig leuchtend sind. Dasselbe gilt für die zarten Gitarrensplitter von „Keep On Running“ und „Werewolf“ – Skizzen, die zu Meisterwerken wurden. „You Are Free“ bricht selten aus einer einzigen, unerbittlichen Stimmung heraus und neigt dazu, sich zu wiederholen: Es könnte öfters von schnelleren Tracks wie „He War“ unterbrochen werden, zumal Marshall gut damit zurechtkommt. 

Aber mit mehr Abwechslung würde die Stimmung vielleicht nicht so gut ankommen, und vielleicht würde ihre scheinbar widersprüchliche Vorstellung von Flucht durch Rückzug nicht ganz so hypnotisch klingen.

8.0