Cat Power – Wanderer

Country, VÖ: Oktober 2018
CAT POWER ist während ihrer langen und bewegten Karriere manchmal gestolpert, aber auf WANDERER landet sie elegant auf allen vier Pfoten.

Cat Power veröffentlicht so selten Alben, dass sie ein Ereignis sind, wenn sie ankommen – und die sechs Jahre zwischen „Sun“ und „Wanderer“ waren sicherlich ereignisreich für sie. Am Tag der Veröffentlichung von „Sun“ wäre Chan Marshall beinahe gestorben; Schließlich wurde bei ihr eine Immunstörung diagnostiziert, die sie daran hinderte auf Tournee zu gehen. Dann entdeckte sie ihre Schwangerschaft, einen Sohn, den sie 2015 zur Welt brachte, und kreative Differenzen mit ihrem langjährigen Label Matador veranlassten sie, „Wanderer“ auf Domino Records zu veröffentlichen. Dies sind die Art von lebensverändernden Ereignissen, die einen Menschen mit etwas Glück stärker machen. Geht man von „Wanderer“ aus, muss Marshall unaufhaltsam sein. 

Sie packt die Ungeheuerlichkeit ihrer Erfahrungen in Songs, die in ihrer Schroffheit furchtlos sind und weit entfernt vom eleganten Elektrorock der letzten Veröffentlichung liegen. Diesmal konzentriert sich Marshall bei ihrer Produktion und ihren Arrangements auf ihre Stimme, die zu dem Instrument geworden ist, das ihre Songs schon immer brauchten. Ein bisschen kratziger als zuvor und so bemerkenswert emotional wie immer, ist es so voller Leben, dass bei Songs wie dem Titeltrack keine auffällige Begleitung erforderlich ist. Roh und vertrauensvoll öffnet sich Cat Power in „Wanderer“ auf eine Art und Weise, wie es nur eine geübte und wettergegerbte Musikerin kann. 

Der Eröffnungs- und Titeltrack des Albums ist kaum eine Minute lang, aber es klingt wie ein Beichtlied, falls es eine solche Melodie jemals gegeben hat. „With heart, wild heart, you would sing to me“, singt sie über einem Chor aus himmlischen Oohs, die uns in den Schlaf wiegen könnten. Dann entlarvt sie sich selbst: „Twist of fate would have me sing at your wedding / With a baby on my mind and your soul in between.“ Es gibt nicht einmal einen erkennbaren Reim in „Wanderer“, aber es ist voller poetischer Schönheit, als wäre es ein Volksmärchen, das an einem knisternden Lagerfeuer erzählt wird. „Wanderer“ ist jedoch am besten, wenn Marshall alleine reist und ihre eigene einzigartige Stimme im Mittelpunkt steht. „Black“ und „Robbin Hood“ sind beide leise, atemberaubende akustische Nummern, wobei letztere besonders die zeitlose Kraft einer alten Folk-Ballade in sich tragen. 

Das melancholische, eindringliche „Nothing Really Matters“ und „Me Voy“ zeigen Cat Power in ihrer beunruhigendsten Form, während der stattliche Schlusstrack „Wanderer/Exit“ durch eine evokative, traurige Trompete eine zusätzliche Dimension erhält und eine herausragende zweite Hälfte des Albums abschließt. Vielleicht ist es ein bisschen leichter, ein bisschen sorgloser, ein bisschen sparsamer als ihre letzten paar Veröffentlichungen – oder vielleicht klingt sie nur nicht so verletzt – aber das fühlt sich an wie ein Schritt in etwas Neues. Wenn nicht eine kreative Wiedergeburt, dann eine kreative Erneuerung.

7.9