Caro – Burrows

Indie RockRock, VÖ: Dezember 2020
Das Debütalbum des in Leeds ansässigen Trios CARO ist nicht jedermanns Sache. Es sind dunkle, zutiefst introspektive Texte, die ziemlich beunruhigend sein können. Wer jedoch ein zweites Mal zuhört, findet einen brutal rohen Ausruf experimenteller Instrumentierung und synkopierter Brillanz.

Auf diesem Debütalbum des Trios Caro wird sofort deutlich, dass der Songwriter Adam Pardey keine Angst hat, durch den Schlamm und das Dickicht seines inneren Monologs zu stöbern, um Juwelen der Weisheit zu finden. “You never could quite bite the bullet/You just sink into your bed with a belly full of lead”, lautet das wiederkehrende Mantra am Ende des eröffnenden Tracks „Closet Lunatic“. Pardey gräbt sich in intime Momente des Selbsthasses und der sozialen Entfremdung, Themen, die den größten Teil der Platte bewohnen. Der schleichende, basslastige Rhythmus des Tracks ist dabei vom Stil her unpassend, doch bis zu einem gewissen Grad scheint dies so gewollt: Pardey versucht, seine Kämpfe nicht zu beleuchten, sondern aus dem Klang einen Bewältigungsmechanismus zu schmieden, der sich und anderen helfen soll, damit umzugehen.

Es ist fair, Vergleiche mit den Alt Rock Brüdern Gengahr oder Alt-J anzustellen, aber Caro erkunden auch weniger befahrene Routen mit schwereren Basslinien und mischen Einflüsse von Folk darunter, die durch die Blätter dieses eklektischen Waldes fliegen. Mit Humor und Intrigen mischen sie Elektronik und Melodie zu einer völlig isolierenden Welt. Die Tracks sind voll von kuriosen Erzählungen sowie pragmatischer Selbstreflexion und zudem sehr autobiografisch mit vielen verschiedenen Stimmungen versehen, in denen Pardey versucht, seine inneren Dämonen zu bekämpfen. „Burrows“ erfindet das musikalische Rad mit seiner Existenz keineswegs neu. Was wir jedoch bekommen, ist ein perfektes Nebeneinander von Emotionen. 

Luftige Melodien werden mit wunderschön unerträglichen, sich selbst besiegenden Texten ergänzt. Es gibt kein besseres Beispiel für diese schöne Paarung als das erschreckend ehrliche „Cat’s Pyjamas“, in dem Adam Pardey darüber singt, wie er „can’t stop thinking about how wants to die” und eine Plastiktüte als Gesichtsmaske verwenden möchte. Das Debütalbum von Caro strahlt auf jeden Fall sehr hell und ist in allem, was es versucht, von seinen Texten bis zu seiner Musikalität wunderbar abstoßend.

7.5