Das letzte Album der BLOOD RED SHOES läutete so etwas wie eine Wiedergeburt ein, mit einem gebrochenen Arm für Laura-Mary Carter, der sie zwang, die Gitarre ein wenig abzulegen. Das Ergebnis war eine Synth-lastige Platte. Sie setzen nun ihre Erkundungen auf GHOSTS ON TAPE fort und treiben sie noch weiter voran.
Bei den Blood Red Shoes handelt sich im wahrsten Sinne des Wortes um eine der letzten Überlebenden des Garage-Rock-Revival der 2000er. Im Ernst, wie viele dieser Bands werden heute erwähnt? Hin und wieder findet man jemanden, der über The White Stripes, The Strokes, Franz Ferdinand, Kaiser Chiefs oder die Arctic Monkeys spricht, aber gut 90 Prozent der Gruppen aus dieser Zeit sind im Laufe der Zeit vollständig begraben worden. Es sind aus dieser Zeit Alben entstanden, die bis heute kein bisschen an Qualität verloren haben. Gleichzeitig kam nie wirklich etwas gleichwertiges nach. Es bleibt damit eine Zeit, die so schnell brannte, wie sie kurz darauf wieder eingebrochen ist. Umso bemerkenswerter daher, dass die Blood Red Shoes, noch immer existieren – wenngleich Ihr Debüt damals erst 2008 erschien – aber gut zu den Trends der Zeit passten und bis heute frisch und energiegeladen klingen.
Für ihr sechstes Album „Ghosts On Tape“ hat sich die Band – Laura-Mary Carter plus Steven Ansell – fast neu erfunden, und es ist eine Neuerfindung, die sich von den Erwartungen weg und in ihre eigene Welt der Intrigen bewegt. Die Einflüsse bewegen sich hier ausschließlich am Interesse wahrer Kriminalgeschichten. Es ist nicht ganz das Blair Witch Project, aber das Herz von „Ghosts On Tape“ ist sicher ein dunkles, das eine diffuse Unheimlichkeit erzeugt und einen in den Würgegriff nimmt. Ein großes Verkaufsargument des Duos ist die gemeinsame stimmliche Verantwortung, die sie oft übernommen haben, und das Teilen hier erfolgt fast ausschließlich in getrennten Takten und nicht als Duette, was sich manchmal wie ein Call-and-Response-Duell zwischen zwei Protagonisten anfühlt. Bezeichnenderweise scheinen Ansell’s vertraut verzerrte Gesänge hauptsächlich ein beträchtliches Maß an Wut zu vermitteln, während Carter enge Garbage-Vergleiche schafft.
Ein interessantes Merkmal von „Ghosts On Tape“ ist die Verwendung von kurzen, 36 Sekunden langen Bridge-Passagen, um Tracks miteinander zu verbinden. Der Kunstgriff wird im Laufe des Albums dreimal verwendet, wobei Klänge verwendet werden, die auf verschiedene Weise statisches, weißes Rauschen, geisterhafte Stimmgeräusche und den Klang eines manischen, gereizten Bienenschwarms umfassen. Es funktioniert auch! Die erste dieser Passagen mit dem beunruhigenden Titel „(I’ve been looking you)“ verbindet „MURDER ME“ mit dem exzellenten „GIVE UP“. Dieser ist ein zweiteiliger Song, der als schneller, dringender Punkkracher mit einer Gesangslinie beginnt, bevor er in der Mitte die Form einer grüblerischen, brodelnden synthetischen Landschaft annimmt und langsam in pulsierendes helles Leben ausbricht – ein weiteres der zahlreichen Highlights des Albums.
Insgesamt gibt es zahlreiche neue Elemente im Soundgewand der Blood Red Shoes, was aber nicht heißen soll, dass die Platte völlig vom Kernsound abweicht, denn ein großer Teil des Albums behält die aufgepeppten Gitarrenriffs und den Garage-Rock-Vibe der früheren Arbeit des Duos bei. Aber die Art und Weise, wie Carter und Ansell solch ahnungsvolle Synthwave- und Post-Punk-Einflüsse der frühen 80er in ihren Sound einfließen ließen, macht dies wirklich zu einem einzigartigen Eintrag in ihrer Diskographie. Man höre sich einfach „SUCKER“ an, dessen dröhnenden Gitarren und kalte Synthesizer perfekt in einen zwielichtigen Nachtclub passen würden, oder die schmuddeligen Industrial-Atmosphäre, die in den Strophen von „DIG A HOLE“ zu finden sind.
Und so wird am Ende ziemlich klar, warum die Blood Red Shoes eine der wenigen Bands ihrer Szene sind, die tatsächlich die Zeit überlebt haben; Sie waren bereit, sich während ihrer gesamten Karriere anzupassen und interessante neue Wege zu gehen. „GHOSTS ON TAPE“ könnte zwar etwas mehr Fokus und Politur gebrauchen. Trotzdem haben sie hier etwas wirklich Exzellentes geschaffen.