Bloc Party – Silent Alarm

Indie Rock, VÖ: Februar 2005
Es geht das Gerücht um, dass BLOC PARTY die neuen Franz Ferdinand sind: künstlerisch an die 80er erinnernd, tanzbar, die Hipster-Band der Wahl. Etwas abseits des Radars, aber im gleichen Einzugsgebiet…? Ähm, nein, eigentlich gar nicht.

Direkt die erste Single „Banquet“ ist wunderbar stramm und energisch – die gleiche Art von schickem, halb tanzendem Rock wie Franz Ferdinand’s „Take Me Out“ oder Duran Duran’s „Planet Earth“. Das ist einfach, wenn man einen so guten Schlagzeuger und einen Bassisten hat, die sich so gut einfügen, egal ob es um Rock oder Disco geht. So unschlagbar gut dieser Song ist, so schändlich ist das, was eine neue Band wie Bloc Party im Vorfeld Ihrer Veröffentlichung sagten: “We’re unpigeonholeable!” Meine Güte, Jungs, ehrlich gesagt seid ihr nicht hilfreich. Es gibt genügend Worte über dieses Debüt zu schreiben und am Ende ein gemütliches kleines Fach zu finden, in das man Bloc Party hineinquetschen kann – und es wird kein bisschen weh tun.

Bloc Party sind schon mal nicht die neuen Franz Ferdinand. Weder musikalisch, noch stimmlich. Ganz im Gegenteil. Stimmlich sind sie totale Gegensätze. Die Stimme von Alex Kapranos ist dekadent, trocken, ein wissendes Nicken und ein Augenzwinkern. Kele schreit mit einer „Da ist eine Bombe im Bus!“ Dringlichkeit. Wenn also Leute sagen, dass Bloc Party die neuen Franz Ferdinand sind, meinen sie eigentlich, dass Bloc Party die Band ist, die dieses Jahr am ehesten den Erfolg von Franz Ferdinand wiederholen wird. Also irgendwo auch nachvollziehbar und kein Wunder, dass Bloc Party gerne ihre Eigenständigkeit erklären und musikalische Vergleiche scheuen. „Are you hoping for a miracle?“ schreit Frontmann Kele Okereke bei „Helicopter“. 

Um ehrlich zu sein, ja. In einem Markt, der zunehmend von Wegwerf-Singles getrieben wird, hofft man auf eine Platte, die das Album als Kunstform neu belebt; man hofft auf eine Platte, die uns dazu bringen wird, auf Play zu drücken, wann immer uns die Gelegenheit dazu ereilt; man hofft, dass „something glorious is about to happen“ („Positive Tension“). „Glorious“ fasst „Silent Alarm“ in etwa zusammen. Von Anfang an ist dies ein bemerkenswertes, wirklich inspirierendes Werk. Obwohl die eckige Strebe der Tanzflächenfüller „Banquet“, „Helicopter“ und „Luno“ der aktuellen Punk-Funk-Mode genügen mag, sind Bloc Party gleichermaßen geschickt darin, die Ecken und Kanten abzuschleifen und die Winkel zu glätten. „This Modern Love“, „Blue Light“ und die neueste Single „So Here We Are“ sind drei der sanftesten und berührendsten Balladen, die London seit langem hervorgebracht hat.

In ihrer ausgefallensten Form ist Bloc Party eine Kraft, mit der man rechnen muss. Die Marschtrommeln und die verzögernde Gitarrenbehandlung von „Price of Gas“ gehören zu den köstlichsten, düstersten Goth-Rock-Momenten des Albums. Ja man wird diese Platte lieben. Und so werden sich unweigerlich die Leute beschweren, die „Silent Alarm“ nicht lieben. Und wenn sie sich beschweren, weisen sie darauf hin, dass dies nur ein normales Rockalbum ist, voll mit all den aktuellen stilvollen Rockalbum-Tricks. Und sie werden absolut Recht haben; im schlimmsten Fall sind Bloc Party wie einer dieser Menschen, die so gepflegt sind, dass es schwer ist, sich hinterher daran zu erinnern, wie sie eigentlich aussahen. Aber wirklich, eine Beschwerde wie diese verfehlt etwas: Eine gute alte, unangefochtene Rockband zu sein, ist der springende Punkt dieser Truppe – und ihre größte Stärke.

7.8