Bishop Nehru – Nehruvia: My Disregarded Thoughts

HipHop/Rap, VÖ: Mai 2020

Mit 16 Jahren veröffentlichte der begabte Bishop Nehru sein erstes Mixtape „Nehruvia“, mit Hilfe der Produzenten DJ Premier, Madlib und MF DOOM. Es war ein verdammt guter Coup für einen frühreifen, aber praktisch unbekannten Rapper im Teenageralter. Aber dieser besondere Teenager konnte rappen. Das Mixtape kennzeichnete Nehru als einen aus, der alle Voraussetzungen hatte, um das heilige Feuer des Hip-Hop an der Ostküste über Jahre hinweg heftig und hell brennen zu lassen. Er würde sein Geschenk mit einer produktiven Arbeitsrate in Einklang bringen und von da an jedes Jahr ein Projekt veröffentlichen. Es gab gelegentlich Fehltritte – bei der selbst produzierten „Magic: 19“ funktionierte der Richtungswechsel nicht, mit klobigen Beats, die einfach nicht stark genug waren – aber zum größten Teil zeigte der New Yorker Rapper ein wachsendes Selbstvertrauen, sowohl als Künstler wie auch als Produzent. 

 

 

Jetzt, zehn Jahre später, fühlt sich Bishop Nehru endlich „in an artistically comfortable place to create“, den er seit der 8. Klasse im Kopf hatte. Aber wie es leider mit den meisten Wunderkindern verläuft, so ist zwar auch Nehru nicht ohne Qualitäten – als Teenager klang er überzeugend, als er klassische New Yorker Sounds der 90er Jahre umarmte. Aber spätestens das gemeinsame Album „NehruvianDOOM“ von 2014, war eine weitere Enttäuschung und der Rapper hat seitdem Mühe, den frühen Hype zu rechtfertigen. Jetzt haben wir „My Disregarded Thoughts“, sein bislang ehrgeizigstes Album, das jedoch größtenteils von fehlgeleiteten Experimenten und abgedroschenen Momenten verwüstet wurde. Einige Momente erregen jedoch die Aufmerksamkeit: 

 

 

„Little Suzy (Be Okay)“ folgt den Nöten eines jungen obdachlosen Mädchens, das stark auf 2Pac’s „Brendas Got a Baby“ zeigt. Die raffinierte Boom-Bap-Produktion von „Too Lost“, die vom legendären DJ Premier serviert wird, ist ein herrlicher Rückblick in Nehru’s frühen Retro-Revivalismus. Und DOOM taucht ebenso auf, um das Projekt mit einem üppigen Jazz-Sample auf „Meathead“ zu segnen. Aber zu oft wandert Nehru durch die falschen Schallkorridore. Das trommelfreie, Saxophon-beladene „WhyDoesTheNightSkyTalk2Me“ ist ein Spülwasser-riechender Kendrick Lamar-Verschnitt. Die herausragenden Tracks sind „Colder“, „In My Zone“, „EMPEROR“ und „Never Slow“, aber die unorganisierte Tracklist und die schwankende Klanglandschaft sorgen letztlich für den bleibenden Eindruck der LP. Eine Mischung aus Ideen (oder Gedanken) scheint das Konzept des Albums zu sein, doch diese Verschmelzung lässt keine denkwürdige Veröffentlichung zu.

6.0