Big Deal – June Gloom

Indie Rock, VÖ: Juni 2013

Im Frühling 2012 begannen Big Deal mit den Arbeiten am zweiten Album. Mit der Hilfe von Produzent Rory Atwell (Veronica Falls, PAWS, Male Bonding) und einigen ungewohnten Rhythmusinstrumenten nahmen dei Beiden Ihre neue Platte schließlich in nur zwei Wochen im Lightship95, einem zugemoosten, fensterlosen Schiffswrack am East-Londoner Trinity Buoy Wharf, die in Kalifornien entstandenen zwölf Songs des neuen Albums auf. Zuvor allerdings machte man sich in Kalifornien an die Vorbereitungen zu ‚ June Gloom ‚ und irgendwie ist letztlich auch genau diese Mischung aus sorglosen kalifornischen Sommertagen und nassfeuchten Räumen bei vollkommener Dunkelheit daraus entstanden. Sehr passende Beispiele dazu bieten uns einmal das mit Surf-Rock Anleihen gespickte Pixies-artige ‚ In Your Car ‚ mit dem infektiösen und bezaubernden Chor zwischen Dramaturgie, Vollmundigkeit und Emotionalität. „I’ve got a friend who never lets me down“ singt Costelloe in hingebungsvoller Sehnsucht, während ‚ Teradactol ‚ bereits in den ersten Sekunden keine Zweifel an der stahlharten Umantelung aufkommen lässt.

Als Schutz dienen schäbig aussehende Gitarren, galoppierende Trommeln und explodierende Nostalgie. Textlich ist ‚ June Gloom ‚ eine Fortsetzung der Themen, die zuvor auf dem Debütalbum dominierten. “What if no one else compares/ what if no one else cares,” singt Costelloe über den tosenden Lärm unzähliger Gitarrenhälse. Zwischen diesen Extremen bewegen wir uns in einem Gebiet, bestehend aus muskulösen Gitarren und Grunge-ähnlichen Klängen, wie in ‚ Swapping Spit ‚, bevor Big Deal schließlich nach etwa der Hälfte des Weges Ihre Songs zu einem etwas weicheren Ansatz biegen. Und spästens dann bemerkt man die Butter-schmelzende Stimme von Costelloe, die besonders hier hilfreiche Unterstützung und Kontrapunkt zugleich ist. Ein liebende Heimsuchung, die jede noch so komplizierte Unzugänglichkeit mühelos überwindet. Bemerkenswert bleibt auch zu jeder Sekunde die Einführung einer Rhythmus-Sektion und der daraus resultierenden Kraft, druckvollere Kompositionen dem Hörer direkt einzuflößen.

Zusammen mit den anderen Attributen markiert es schlussendlich einen Wendepunkt in der Karriere von Big Deal: sonisch und lyrisch. Dies wird vielleicht am besten mit dem abschließenden Track ‚ Close Your Eyes ‚ deutlich, um den die herzzerreißenden Zeilen kreisen: „I won’t ask why/ If it was love/ We let it die.“ Aber wäre dieses Ende nicht irgendwie falsch? So voller Traurigkeit? Big Deal sehen es so und lassen plötzlich wunderbare Gitarren-Riffs hereinbrechen – als wären wir nicht schon längst überzeugt gewesen – und zeigen damit ein letztes Mal, welch große Band Big Deal doch mittlerweile geworden ist.

8.5