Beyoncé – B’Day

R&B, VÖ: September 2006
Auf B’DAY erfreut man sich an den gleitenden Übergängen von Jay-Z’s Stakkato-Reimen zu BEYONCÉs eigenem Honigfluss, dazu serviert werden ein verführerischer Esprit und charmanter Independent Woman-Feminismus.

Da erfreute man sich vor einigen Jahren noch den Balladen und hoffte darauf, dass diese schon bald höchste Höhen erreichen werden, da meidet Beyoncé auf ihrem zweiten Soloalbum hauptsächlich Balladen, Melisma und cleanen Pop. Stattdessen liefert das ehemalige Mitglied von Destiny’s Child ein straffes, energiegeladenes Set, das von optimistischen Nummern und Funk-Attitüden geprägt ist. Es ist leicht anzunehmen, dass Beyoncé seit dem Start ihrer Solokarriere mit „Dangerously in Love“ mehr darauf bedacht war, ihren Pop-Appeal zu steigern, als die Fangemeinde ihrer Destiny’s Child-Tage zu versorgen. 

Aber mit Ihrem Freund Jay-Z an der Seite – er tritt nur zweimal auf, hinterlässt aber eine Spur roher Beats und rauer Sexualität – ist dieser Schritt ebenso nachvollziehbar. Ihr Duett auf dem großartigen „Déjà Vu“ ist so fieberhaft, wie es der Pop vor der Wende nur konnte, aber selbst wenn Jay-Z nicht physisch anwesend ist, bringt er in Beyoncé etwas Furchtbares hervor, das an die junge, wilde Tina Turner erinnert. „Get Me Bodied“ ist beispielsweise kein besonders guter Song. Die Ersatzproduktion des Hip-Hop-Stars Swizz Beatz ist kaum mehr als synthetisiertes Handklatschen, dazu „Hey!“-Gesänge und ein „jo!“ im Hintergrund. 

Es ist im Grunde Beyoncé’s verherrlichte Version eines Songs vom Typ „Hollaback Girl“. Cheerleading-Routinen werden zu Songs wie diesem gemacht. Aber man staune, wie sie während des ganzen Liedes heult und schreit! Zu einer solchen Stimmgymnastik ist Gwen Stefani sicherlich nicht fähig. Wenn sie in diesem dicken Texas-Twang „a little sweat ain’t never weh Nobody“ singt, kann man sich Schweißperlen vorstellen, die von ihr abfließen, während sie zu diesem Song Ihre Hüften schwingt. Die sparsame Instrumentierung ist ein wiederkehrendes Thema auf diesem Album, da einige der Songs so weit reduziert sind, dass sie unvollständig oder, noch schlimmer, langweilig klingen. 

Das triste „Kitty Kat“ ist eine Verschwendung von vier Minuten. Pharrell Williams, der dieses Lied produzierte, muss gesagt werden, dass seine glorreichen Tage ein paar Jahre hinter ihm liegen. „Ring The Alarm“ ist eine mutige Wahl für eine Single, wütend und lyrisch aufbrausend, ihre Stimme ist aufregend geschärft vor Angst und Paranoia. Letztlich gibt es abgesehen von ein paar Pop-R&B-Raumfüllern an „B’Day“ nicht viel auszusetzen.

7.0