Beth Orton – Central Reservation

Classic AlbumsFolk, VÖ: März 1999
Von Anfang an ist klar, dass BETH ORTON ihre experimentelle Verschmelzung von Electronica und Folk aufgegeben hat, und das Ergebnis ist, dass sie eines der ernstesten und intimsten Alben der neunziger Jahre produziert hat.

Auf ihrem atemberaubenden zweiten Album „Central Reservation“ befreit sich Beth Orton von den elektronischen Texturen, die ihr gefeiertes Debüt „Trailer Park“ von 1996 gefärbt haben, und reduziert ihre Musik auf das Wesentliche, um ein Werk von schlichter Einfachheit und seltener Schärfe zu produzieren. „Central Reservation“ enthält einige exzellente Nummern, darunter „Stolen Car“, „Stars All Seem to Weep“ und den Titeltrack. Diese Platte funktioniert als Ganzes überraschend gut, nicht zuletzt wegen ihrer bekennenden, emotional ehrlichen und sensiblen Texte. Mit Ausnahme von zwei von Ben Watt produzierten Tracks („Stars All Seem to Weep“ und einem Remix des Titelstücks) verzichtet „Central Reservation“ gänzlich auf synthetische Klänge und Beats zugunsten einer organischen Atmosphäre irgendwo zwischen Folk, Jazz und Blues; im Mittelpunkt steht stattdessen Orton’s beschwörend gefühlvolle Stimme, die Songs wie „Sweetest Decline“ und „Feel to Believe“ mit bemerkenswerter Wärme und Ehrlichkeit ausstattet.

„Sweetest Decline“ ist ein beruhigender Folk-Track. „Couldn’t Cause Me Harm“ ist eine trippige, verlangsamte Nummer mit einem entspannten Feeling und „So Much More“ ist mit seinen weichen, sanft gezupften Beats fast ein Jazzstück. „Pass in Time“, in dem es um den Tod von Beth’s Mutter geht, erinnert an Tim Buckley oder den frühen Nick Drake und enthält auch Elemente des Folk-Rock der frühen 60er Jahre. Es berührt auch den Jazz und wird im Duett mit Terry Callier gesungen. Es ist sowohl kreativ als auch kommerziell ein riskanter Schritt – schließlich war die Clubkultur die erste, die Orton’s Talente verfochten hat – aber es zahlt sich gut aus; Bei all seiner Brillanz fühlen sich Elemente von „Trailer Park“ bereits veraltet an, aber das neue Material besitzt schon jetzt eine Zeitlosigkeit, mit einer dazu passenden eindringlichen Schönheit. Und obwohl viel aus der Melancholie gemacht wurde, die ihre Musik durchdringt, ist „Central Reservation“ letztendlich in erster Linie eine Platte über Hoffnung und Überleben.

9.2