Beatsteaks – Boombox

Indie RockRock, VÖ: Januar 2011

Die Beatsteaks befanden sich in den letzten Tagen auf dem Schlussspurt und nur wenige Tage mussten noch überstanden werden, bis man das neue Album ‘ Boombox ‘ endlich in den Händen halten durfte. Heute war es also endlich soweit und viele fragten sich bis dahin: wird sich diese Anschaffung lohnen? Nach dem ersten Durchlauf befinden wir das neue Album tatsächlich für überraschend gut, vielseitig einsetzbar und sehr überzeugend in seiner Gesamtheit. Zugeben, die Zweifel waren über die letzten Wochen durchaus vorhanden, die Single ‚ Milk & Honey ‚ zeigte uns nicht unbedingt die ungezwungene und pulsierende Atmosphäre früherer Jahre, sondern mehr den nachvollziehbaren Schritt in Richtung größerer Konzertsäle. Aber wir haben die Beatsteaks definitiv falsch eingeschätzt, dazu stehen wir und freuen uns jetzt umso mehr über eine großartige Platte, die laut und hemmungslos durch die Boxen poltert, eigene Wege bestreitet und trotzdem die Eingängigkeit zu keiner Zeit vermissen lässt. Den einbrechenden Start beschert uns ‚ Fix It ‚ mit seinen pressenden Gitarren, dem unüberhörbaren und protzenden Gesang von Arnim Teutoburg-Weiß und einer brachialen Gewalt, die wohl kaum noch ein Jahr länger nach ‚ Limbo Messiah ‚ in Ihrem dunklen Käfig auf die versprochene Freilassung gewartet hätte.

Die Wut, die Aggression, die Bewältigung und die rettende Erlösung haben endlich den Weg zueinander gefunden und mit ‚ Fix It ‚ natürlich noch lange nicht das letzte Wort gesprochen. ‚ Boombox ‚ heißt das Album und ‚ Cheap Comments ‚ vermittelt dazu den perfekten Überblick der elf Songs, die in beständiger Reihenfolge für spektakuläre Überraschungen sorgen. Beeindruckend bleiben auch stets die gewaltigen Explosionen und die damit resultierenden Verwüstungen menschlicher Exzesse. Dazu gehören neben ‚ Fix It ‚ selbstverständlich ‚ Bullets From Another Dimension ‚ mit seinen herrlichen Gitarrenriffs gegen Ende des Songs und ‚ Behaviour ‚. Dazwischen erwartet uns mit ‚ Let’s See ‚ eine Rocknummer im verkappten Gewand des Reggae-Sounds und mit ‚ Under A Clear Blue Sky ‚ übergibt Arnim die stimmliche Präsenz an den lieben Kollegen und Gitarristen Peter. ‚ Access Adrenalin ‚ klingt nett und fügt mit Sicherheit auch niemanden Schmerzen zu. Allerdings erwarten uns besonders im letzten Teil der Platte zwei sehr unspektakuläre Ausrutscher: das nervende ‚ Automatic ‚ und das bedeutungslose ‚ Alright ‚, dessen traurig blickender Sinn wohl einzig aus dem dünnen und gezwungene Refrain am Leben erhalten wird.

‚ House On Fire ‚ dagegen erfüllt die Erwartungen und befördert zugleich das vermisste Gefühl der Boombox zurück an die Oberfläche. Hin und wieder singen und denken wir hier auch gerne an „The Roof Is On Fire“. Von wem war das gute Stück doch gleich nochmal? Aber um Missverständnissen vorzubeugen: Musikalische Verwechslungen bleiben selbstverständlich ausgeschlossen. Am Ende klimpern aus der Boombox die letzten Takte und Töne, die Nadel verlässt Ihre Arbeitsstätte, die Platte dreht Ihre letzten Rotationen und die Beatsteaks haben damit fertig. Insgesamt bietet das Album eine ansehnliche Palette verschiedener Stile, langweilig wird es nur sehr selten und erfreulich bleibt die Tatsache, wie spannend und aufregend doch die deutsche Musik sein kann. Die Beatsteaks haben es im Jahr 2011 eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

7.5