BABBADNOTGOOD – Talk Memory

Jazz, VÖ: Oktober 2021
Ein Gefühl von Zeitlosigkeit zieht sich durch die Platte; während Instrumentation und Produktion durch und durch modern sind, erweisen sich BADBADNOTGOOD erneut als große Schüler des Jazz des 20. Jahrhunderts.

BADBADNOTGOOD haben in den letzten Jahren eine Reihe beeindruckender, experimenteller Alben veröffentlicht. Das 2014er „III“ war das erste, dass nur Originalmaterial enthielt, während das 2016er „IV“ Auftritte von Future Islands-Frontmann Sam Herring, Rapper Mick Jenkins und Singer-Songwriterin Charlotte Day Wilson beinhaltete. Für ihr fünftes Album haben BABBADNOTGOOD jedoch die Gastsänger weggelassen und versucht, die Spontaneität ihrer Live-Shows einzufangen. Es ist im Grunde ein Album mit durchdachten Jam-Sessions.

Das neunminütige Eröffnungsstück des Albums zeigt den Ehrgeiz der Band. „Signal from the Noise“ rumpelt in eine Wolke aus rauschenden Wogen; Bleibeladene Tasten pirschen sich über ruhige Snare-Rhythmen. Dann gehen die Lichter an und enthüllen eine noch gewaltigere Woge aus quecksilberhaltigem Jazz. Während der Song abkühlt, führen Bandeffekte dazu, dass die Instrumente (insbesondere das Saxophon von Leland Whitty) fragmentiert und zerfallen. Unerwartete, ungezügelte Freude findet sich fortan in jeder Ecke.

Vieles von „Talk Memory“ baut sich wie ein Live-Set auf, da sich die atmosphärischen, stimmungsvollen Tracks an Tempo und Funkiness steigern, während sich das Album seinem Ende nähert. Mit dem Weggang des Gründungskeyboarders Matthew Tavares übernehmen Bassist Chester Hansen und Saxophonist Leland Whitty jeweils Klavier und Synthesizer auf der gesamten Platte. Dies hinterlässt manchmal einen wandernden und weniger strukturierten Sound, wie das formlose „Timid, Intimidating“ deutlich macht. Der letzte Song, „Talk Meaning“, glänzt mit dem Altsaxophonisten Terrace Martin, der Harfenistin Brandee Younger und den Streichinstrumenten von Verocai. Es wirkt etwas angespannter und rhythmisch kniffliger als einige der anderen Tracks, doch die harmonischen Arrangements lassen alles reibungslos fließen.

Die Einbeziehung der Hip-Hop-Instrumentalisten Karriem Riggins („Beside April“) und Terrace Martin tragen dazu bei, jeden beteiligten Musiker und jede gespielte Sequenz auf eine völlig neue Hemisphäre zu bringen. Auf „Talk Memory“ finden BADBADNOTGOOD Gleichgesinnte, die bereit sind, sie auf Schritt und Tritt herauszufordern, sie zu ergänzen und die technische Versiertheit auf eine neue Ebene zu heben. Leider fehlt dem Album gelegentlich der verspielte Geist und das freche Selbstvertrauen, mit dem sich die Band in den Anfangstagen selbst trug.

7.0