Art Brut – Art Brut Vs. Satan

Indie Rock, VÖ: April 2009

Viel Kritik musste Eddie Argos mit seiner letzten Platte ‚ It’s A Bit Complicated ‚ hinnehmen. Klar, hüpfte auch immer noch das Debüt der Londoner in den Köpfen der Menschen herum. Wirbelnde Gitarren und ein schelmischer Argos in Höchstform schufen in einer kompakten Dichte faszinierende Texte und kreative Melodien, die ‚ Bang Bang Rock & Roll ‚ zurecht von den Magazinen zu eine der besten Platten 2005 betitelt wurde. Zugeben, auch mit dem neuen Album ‚ Art Brut vs. Satan ‚ werden Sie nicht an den einschlagenden Erfolg herankommen, aber die Londoner haben sich mit Ihrem Sound entfernt. Sie klingen eingängiger und schneller, lassen die Melodien ohne Umwege explodieren und suchen keine langen Ausflüchte mehr.

Dafür sind Art Brut im Jahr 2009 nicht mehr so intim, die Texte wurden größtenteils verallgemeinert und erzählen nicht mehr die lustigen Geschichten aus seinem Leben. Vielleicht sind Sie ihm auch einfach nur ausgegangen, man weiß es nicht. Eddie Argos hat nun andere Themen, singt über das Trinken, die öffentlichen Verkehrsmittel und dem Kampf der Geschlechter „Parents, please lock up your daughters!“ Erste Single daraus war ‚ Alcoholics Unanimous ‚, handelt natürlich über den Alkohol und entstand ursprünglich für Schlagzeuger Mikey. Argos fand Ihn damals sturzbetrunken am Boden liegend: „The worst hangover I have ever seen and felt sorry for him. So thought I’d sympathise by writing him a song. As I was writing it though I realised it applied to me as much, or maybe even more than him. So it is about the pair of us, Alcoholics Unanimous.“ Kompromisslos und treibend, ein perfekter Einstieg in die dritte Platte.

Direkt weiter geht es mit ‚ DC Comics And Chocollat Milkshake ‚ und enthüllt doch noch ein kleines Geheimnis von Argos: Er ist ein leidenschaftlicher Comic Leser, der aktuell Batman oder auch Watchmen im Abonnement führt und auch keine Kosten und Mühen scheut, um seine Lieblingscomics stehts dabei zu haben.“I’m 28. I can do what I want and I want to read comics.“ Argos hat gesprochen und weiter geht die Reise in ‚ The Passenger ‚ mit der bekundenden Liebe zu Bus und Zug, denn er fährt nicht Auto und verspürt laut eigener Aussage auch nicht die Absicht, es jemals zu lernen. Musikalisch bleiben Art Brut konstant zwischen Indie und Punk. Sie riskieren nichts, werden aber auch nicht langweilig und klingen noch genauso jugendhaft wie zu Anfang Ihrer Karriere.

Den Charme hat Argos auch weiterhin in seinen vollen Taschen stets griffbereit zur Hand und schüttet in ‚ Demons Out! ‚ wieder eine volle Ladung über die überraschten Hörer. Dabei handelt der Song nicht über Pop Musik und auch nicht über die aktuellen Charts, sondern die Dämonen haben sich nun einen anderen Unterschlupf gesucht und genau dagegen hat Eddie Argos etwas: „What I don’t understand is why people like The Kaiser Chiefs, The Wombats, The Kooks etc. Every time I turn on the radio I hear the same fucking awful songs that don’t seem to be about anything, it depresses me.“ Diesen dramatischen Zustand unterstreichen Art Brut noch mit entsetzlich kreischenden Gitarrenriffs, eine Dämonenbefreiung der wirklich schmerzhaften Art und Weiße.

Mit einem ähnlich faszinierend und gequälten Ausdruck im Gesicht, bewegen wir uns vorsichtig weiter in die nächste ungewöhnliche Eigenart von Ihm. Tagträume sind eine Leidenschaft von Argos und als wäre das nicht schon genug, lässt er es jeden mit hemmungslos schrägen und furchtbar unkoordinierte La-la-la-la-la-la Chören wissen. Ja die neue Platte weiß auf Ihre ganz eigene Art zu gefallen. Sie ist definitiv ein weiter Sprung nach vorne und besonders das sieben Minuten Stück am Ende beschreibt die bemerkenswerte Entwicklung von Art Brut in den letzten Jahren am Besten. Die Begeisterung auf ‚ Art Brut vs. Satan ‚ ist mehr als ansteckend uns so bleibt abschließend nur noch zu sagen: „The record buying public shouldn’t be voting!“

8.4