Ariana Grande – Yours Truly

PopR&B, VÖ: August 2013
Das Debütalbum von ARIANA GRANDE ist ein überraschend raffiniertes und einzigartiges Schaufenster für den gefühlvollen R&B-Gesang des Nickelodeon-Sitcom-Stars.

Kaum war „The Way“ Anfang des Jahres erschienen, tauchten Vergleiche mit Mariah Carey auf. Nicht nur über Ariana Grande’s beeindruckende, oktavübergreifende Gesangsleistung, sondern auch über die schlanke, perkussionslastige Produktion und den 90er-Jahre-Rythmus. Die Mission dieses Albums ist jedoch mehr als Nachahmung, diese scheinbar unterschiedlichen Klänge auszubalancieren. Mit Nostalgie und Erinnerung verschwimmen die Dinge. Und so gehören für Grande diese Klänge – die 1993 geboren wurde und in ihrer Kindheit mit den Crystals genauso aufgewachsen ist, wie mit Whitney und Carey der 90er Jahre – in ihrer Erinnerung zusammen. Kompositions- und produktionstechnisch werden die beiden Stile mühelos miteinander vermischt. 

Unberechenbare programmierte Drums unterstützen die reichen Harmonien und Piano-Akkorde der Doo-Wop-Songs. Die R&B-Tracks sind von einem Optimismus mit weit aufgerissenen Augen durchdrungen, der eher mit dem Pop-Stil der 60er Jahre verbunden ist. Ihr Umfang von vier Oktaven ist fast lächerlich kraftvoll, und obwohl es sich immer noch wie ungenutztes Potenzial anfühlt, hat sie für eine 20-Jährige eine bewundernswerte Kontrolle. Obwohl ihre Lieder einfach sind, geht sie jedes Mal, wenn sie auf eine wiederholte Phrase trifft, diese anders an und ihre melismatischen Gesänge und athletischen Tonleitern hauchen selbst den ruhigsten Texten Leben ein. Das Songwriting ist der größte Fehler des Albums. 

Ob es nun Grande’s eigene Unerfahrenheit ist oder nicht, oder einfach nur das Einmischen von Major Labels beim Abschleifen der Kanten, „Yours Truly“ ist eine absolute Sicherheitsplatte. Es wurde hauptsächlich von zwei der verrücktesten R&B-Kolporteuren produziert, Babyface und Harmony Samuels, es basiert auf Klischees und Tradition und wurde professionell und fehlerfrei geschrieben. Sagen wir einfach, Ariana’s Persönlichkeit lässt sich sicherlich nicht von den Texten ableiten. Der offensichtliche Tiefpunkt ist hier „Popular Song“, ein Duett mit dem französischen Quirk-Pop-Songwriter Mika. „Popular Song“, der den Refrain von „Popular“ aus dem Steven Schwartz-Musical Wicked umfunktioniert, fühlt sich auf dem Album unverzeihlich fehl am Platz an. 

Obwohl der Track gut ist und die Fans an Grande’s Anfänge als Broadway-Schauspielerin erinnert, fühlt er sich thematisch seltsam an, da er der einzige Song ist, der sich nicht um Liebe oder Beziehungen dreht. Abgesehen von kleinen Fehltritten ist „Yours Truly“ letztendlich aber ein beeindruckendes Debüt für Grande.

7.1