Ari Lennox – Shea Butter Baby

R&BSoul, VÖ: Mai 2019
Die kreative Produktion und ihre Stimme, die das ganze Album über vor Schönheit und Charakter strotzt, machen SHEA BUTTER BABY zu einem starken Start für ARI LENNOX.

Für viele stellte die erste Begegnung mit der in Washington, D.C. aufgewachsenen Sängerin 2015 der Revenge of the Dreamers II-Track „Backseat“ mit Cozz und J. Cole’s „Change“ von seinem 2017er Album „4 Your Eyez Only“ dar. Ihr Debüt „Shea Butter Baby“ befriedigt im Wesentlichen den Durst nach der Art von Rhythm and Blues, der sich gut anfühlt, ähnlich wie eine hausgemachte Mahlzeit, nachdem man zum ersten Mal von der Schule nach Hause zurückgekehrt. Es ist ein Coming-of-Age-Projekt, gefüllt mit ehrlichen Worten, unterlegt mit echter Instrumentierung, und spricht für eine Generation schwarzer Frauen, die einfach sie selbst sein wollen – und ganz klar, niemand, jedenfalls nicht Ari Lennox, wartet auf die Erlaubnis. „Shea Butter Baby“ kommt fast drei Jahre, nachdem Lennox bei J. Cole’s Label Dreamville unterschrieben und 2016 ihre EP „Pho“ veröffentlicht hat. 

Das Album enthält Songs, die in diesen ersten drei Jahren geschrieben wurden, und präsentiert eine üppige Instrumentierung als Hintergrund für Lennox’ Chroniken des Lebens und der Liebe. „I just got a new apartment/I’m gon‘ leave the floor wet/Walk around this bitch naked/And Nobody can tell me shit“, singt sie auf „New Apartment“, einer stolzen Hommage an die häusliche Autonomie. Über einer fetten Funk-Basslinie und hüpfenden Hörnern schwelgt sie in der Macht, ihre Haare in der Dusche liegen zu lassen, oder einfach ein Rad in dem noch nicht eingerichteten Wohnzimmer zu schlagen. Diese Momente der Heiterkeit machen die intensive Aufrichtigkeit des Albums noch viel mächtiger, wie bei dem luftigen R&B-Song „Whipped Cream“, dessen Text schnell von leichter Zerstreuung zu etwas Tieferem gleitet: 

“I’ve been eating whipped cream/Having vivid dreams/Of your face and through people on TV screens/You’ve been everywhere/And I wish I didn’t care.” Auf „Shea Butter Baby“ genießen wir die coole Leichtigkeit, die darauf zurückzuführen ist, dass Lennox alltägliche Details im Überfluss findet. Dieser klare Blick auf das Leben lässt das emotionale Herzstück jedes Songs – ob Frustration, Lust oder reuelose Freude – so greifbar werden wie das beruhigende Durcheinander auf Ihrem Nachttisch. „I Been“ zeigt Lennox in ihrer stärksten Form; hier schmort sie in der Wut der Liebe, die sauer geworden ist, und pfeffert ihre Worte mit strategisch hoher Stimme und einem müden Krächzen, das jede Soul-Legende stolz machen würde. 

Und „Static“, der triumphale Abschluss des Albums, feuert aus allen Rohren: Die Produzenten Elite und Ron Gilmore liefern eine warme, lebhafte Kulisse für Lennox‘ mitreißende Performance. Es ist ein herzhafter und aufrichtiger Track, der manch vorangegangenen Mängel vergessen lässt. Ari erstellt ihre eigenen Regeln und verwendet sorgfältig ausgearbeitete Texte, um sich mit denen zu verbinden, die sich damit identifizieren können, zum ersten Mal eine neue Wohnung zu beziehen oder zu der Erkenntnis kommen, dass das Aussehen bei der Auswahl eines Partners nicht alles ist. „Shea Butter Baby“ schafft es, zeitgenössischen R&B mit anderen Klängen wie Soul, Funk und Blues zu verschmelzen und uns gleichzeitig die Ari Lennox von heute vorzustellen.

8.5