Anna Mieke – Theatre

Folk, VÖ: Dezember 2022
Das Artwork passt zur Stimmung der Einsamkeit an einem großen, leeren Ort – und doch ist die Musik von ANNA MIEKE fröhlich, nicht niedergeschlagen.

Mit vier Geschwistern im Haus war Anna Mieke’s Elternhaus voller Musik. “We had a piano in the hall which was always open. It was a very easily accessible instrument and we were always encouraged to play with instruments that were out and readily available. Starting with the piano before moving onto the guitar and on a more classical front the cello, vocals were worked on in a Von Trapp family tradition. We were really cheesy together and harmonised. I learned harmonies quite young because all of us singing together I had to fit somewhere,” erinnert sie sich.

Es war jedoch Neuseeland, das zum Spielplatz für Anna Mieke’s Fantasie und Neugier wurde. “We were getting to climb glaciers and we skied on this volcano that was erupting at the time. There were plumes of ash coming off it and we did have to get off it in the end! Being surrounded by Maori culture meant that i learnt traditional songs at school and being in a very different culture at that age is mind blowing.” Nach ihrer Rückkehr aus den einzigartigen Ländern Australasiens wandte sich Anna Mieke weiter der Musik zu. Das Experimentieren mit Hex, einer Gruppe von Musikerinnen, sowie das Studium eines Musikmasters in Cork haben Anna Mieke’s künstlerisches Können weiterentwickelt.

„Theatre“ folgt nun auf „Idle Mind“ aus dem Jahr 2020 und ist mit komplizierten Gitarrenmelodien und Mieke’s beruhigendem Gesang verwoben. Ihre Musik fällt unter den Folk-Schirm, geht aber viel tiefer als eine restriktive Genrebeschreibung. “My residencies have been in cold places which makes total sense because the album feels very warm and tropical to me. I think it’s me trying to call forth some heat.” Intimität ist das Herzstück des Albums. Von der allmählichen Einblendung von „Twins“ bis hin zu den sich aufbauenden strukturellen Turbulenzen des Songs stellt die Platte eine komponierte Statur von Balance und Variation her, mit Mieke’s Stimme im Mittelpunkt, folgt „For A Time“ auf Zehenspitzen und tanzt um die wunderschöne Kulisse herum. 

Diese wogenden Kräfte werden durch eine organische Reihe von Klängen zusammengehalten, die die grundlegenden Klanglandschaften des Albums bilden. „Theatre“ ist eine Aufzeichnung, die aus Bewegungen besteht. Jeder der acht Tracks erhält Zeit zum Atmen und Erkunden des Raums, den er einnimmt. Das ausladende „Caroline“ schwankt mit langsam brennender Geduld von dynamischer Ruhe zu musikalischer Verstrickung und wieder zurück. Während der tiefe Körper es „Salt“ ermöglicht, mit eingebetteten Rhythmen und webenden Gesangslinien zu schwingen. Mieke ist mit ihrem zweiten Album zweifellos auf Gold gestoßen und hat eine deutliche Verbesserung gegenüber ihrem bereits respektablen Debüt erzielt. 

Man kann die Wahl des Veröffentlichungsdatums in Frage stellen, angesichts der warmen Wetterstimmung, die „Theatre“ in den nächsten Monaten ausstrahlt, zumindest an vielen Orten der nördlichen Hemisphäre. Vielleicht ist das aber der Punkt. Wie der Titel schon sagt, ist dies ein Album, das die Fantasie anregt und uns an einen anderen Ort bringen kann, wenn auch nur im Kopf. Als solches wird diese Platte vielleicht ein treuer Freund für diejenigen, die in den kommenden kalten und verschneiten Tagen vom Sommer träumen.

8.9