Alicia Keys – Here

HipHop/RapPopR&BSoul, VÖ: November 2016
Das achte Album von ALICIA KEYS raut das Klavier, das sie einst spielte, hübsch auf, verleiht ihren stimmlichen Anstrengungen mehr Stärke als je zuvor und stützt sich auf ein solides Old-School-Hip-Hop-Rückgrat, das zu einem großen Teil von ihrem Ehemann Swizz Beatz gehalten wird.

Man muss Alicia Keys auf Ihrem neuen Album „Here“ zugute halten, dass sie eine überraschende Geschicklichkeit an den Tag legt, indem sie sich leicht zwischen Balladen und schnelleren Beats bewegt und ihre Darbietung variiert, um gelegentlich den Rhythmus eines Rappers anzunehmen, zum Beispiel bei „The Gospel“. Sie wird wahrscheinlich nicht als Rapperin in Zukunft neue Wege bestreiten, aber die Klaviermelodie, die von einem stotternden Schlagzeugmuster strukturiert wird, funktioniert gut. Die Schlagzeugprogrammierung stammt von Harold Lilly, während das Songwriting und die Produktion größtenteils Mark Batson und Swizz Beatz oblagen. Zusammen mit Keys bilden die vier eine Produktionsgruppe namens The ILLuminaries, und sie beweisen bei mehreren Gelegenheiten, wie sich der Vielzahl-Kreativkopf-Ansatz beim Beatmaking auszahlen kann.

Alicia findet wirklich ihren Rhythmus in „She Don’t Really Care_1 Luv“, das als subtilere Version des Nas‘ Klassikers „Black Girl Lost“ dient. Apropos Esco, Keys zollt ihm im Outro des Songs Tribut. Hier gibt es sogar ein wenig Zeit für die Familie, denn „Blended Family (What You Do For Love)“ dient als Liebesbrief an ihr Stiefkind. Man mag nicht unbedingt ein Fan dieses Songs sein, aber seine erhebende Botschaft bringt eine dringend benötigte Abwechslung zu den schweren Themen des Albums mit sich. Alicia Keys spricht ihre No-Make-up-Kampagne zu „Girl Can’t Be Herself“ an, wenn sie sich laut fragt: “Maybe all this Maybelline is covering my self esteem.” Die Botschaft der Selbstliebe wird auf „Kill Your Mama“ auf neue Extreme getrieben. Der Track ist extrem nackt – nur Alicia’s Stimme und eine Gitarre – wo sie den Schmerz von Mother’s Earth beschreibt: “All that you have given them we only disrespect it/rate that we’re going, premature armageddon.”

Alicia Keys hat sich nie vor kühnen Texten oder bewegenden Balladen gescheut. Der Unterschied besteht darin, dass „Here“ zeigt, wie sie sich selbst umarmt, von äußeren Narben bis hin zu inneren Kämpfen. Sie wird zu einer Stimme von vielen, zu einer Demonstrantin in Liedern, zu einer Lehrerin für Empathie und vor allem zu jemandem, der sich nicht mehr um das Radio kümmern muss.

7.9