SUZANE lotet auf MILLÉNIUM die Brüche der Generation Z aus: ein wütendes, zugleich hoffnungsvolles Elektro-Pop-Manifest zwischen Anklage, Selbstermächtigung und Tanzbarkeit.
Suzane hat in nur wenigen Jahren einen Platz in der ersten Reihe der französischen Musikszene erobert. Nach dem Erfolg ihres Debüts „Toï Toï“ (2020), den Tourneen mit Hunderten von Konzerten und der Auszeichnung bei den Victoires de la Musique, schien bereits ihr zweites Album „Caméo“ den Ton ihrer Generation einzufangen. Mit „Millénium“ aber schaltet sie noch einmal um, treibt ihre Elektropop-Ästhetik in eine ungeschönte Direktheit, die ihre Texte noch schärfer, ihre Stimme noch dringlicher wirken lässt. Wo sie früher Beobachterin war, ist sie nun Anklägerin, Erzählerin und Widerstand zugleich.
Das Albumcover zeigt sie im Profil, der Kopf ruckartig zur Seite gewandt, die Haare im Schwung zwischen Rot und Blond gefangen. Diese Bewegung ist mehr als Pose: sie spiegelt die Energie der Stücke, die ungeduldige Suche nach Orientierung, den Widerstand gegen Stillstand. „Je t’accuse“ markiert den Kulminationspunkt dieser Haltung, ein Stück, das längst zum Symbol geworden ist. Mit über 20 Millionen Streams und einem Video, das Opfer sexualisierter Gewalt sichtbar macht, setzt Suzane nicht auf Andeutungen, sondern auf den Schrei – ein Schrei, der sich tief in die Dramaturgie des Albums eingräbt.
Doch „Millénium“ lebt nicht nur von Wut. Songs wie „Marche ou rêve“ oder „T’as raté“ erzählen von einer Jugend, die trotz Bruchstellen weiterzieht. In „Humanoïdes“ hallt die Angst vor digitaler Entfremdung nach, während „Lendemain de fête“ und „Champagne“ das Rauschhafte einer Gesellschaft sezieren, die ihre Krisen im Tanz übertüncht. Ein besonderes Gewicht trägt „Plus que moi“, das Duett mit Youssoupha, in dem zwei Stimmen gegen den Zynismus ansingen und Komplementarität als politische Haltung feiern. Schließlich strahlt „Au grand jour“ wie ein Fanal: universelle Liebe als Widerstand in einer urteilenden Welt.
Die Stärke dieses Albums liegt in der Verbindung von Körper und Verstand. Die Beats treiben, die Synthesizer sind scharf gesetzt, die Hooklines erinnern daran, dass politischer Pop Tanzbarkeit nicht ausschließt. Suzane gelingt es, intime Fragmente wie in „Virile“ mit übergreifenden Fragen der Generation zu verbinden. „Millénium, c’est l’heure de tout recommencer“, singt sie, und dieser Refrain trägt den ganzen Bogen: Wut, Zweifel, Sehnsucht, Hoffnung. Dass die Songs so kohärent wirken, liegt an der Produktion von Valentin Marlin, die glasklar bleibt und doch die Dringlichkeit nicht glättet.
Im Ergebnis ist „Millénium“ weniger eine Kollektion einzelner Tracks als vielmehr ein Panorama: der Versuch, die Gegenwart in ein pulsierendes Klangbild zu fassen. Suzane zeigt sich hier als Künstlerin, die nicht nur abbildet, sondern eine Haltung einfordert – kritisch, verletzlich, kämpferisch.
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