200 Years – 200 Years

Indie Rock, VÖ: November 2011

200 Years ist ein Rückzug. Es gibt ein paar Möglichkeiten darüber nachzudenken: es könnte ein strategischer Rückzug sein, die Grenzen aufzugeben um das eigene Leben zu retten. Es könnte aber auch ein Rückzug in die angrenzenden Wälder sein, um dort die Taktik für den näcshten Angriff nochmals neu zu überdenken. So oder so, für das Duo von 200 Years spielt entlarvendes Dröhnen eine ebenso untergeordnete Rolle wie einbrechende Abstraktionen in Rock-und Folk. Angriff lautet die Verteidigung und so verabschiedet man sich relativ eilig von dem Gedanken, Elisa Ambrogio und Ben Chasny wären nur ein akustisches Songwriting-Duo. Er kommt von den Six Organs of Admittance und Sie von den Magik Markers. Dementsprechend eigenwillig gestalten sich nun die hier befindlichen Kompositionen.

Six Organs of Admittance wurde vom Folk getrieben, während die Makig Makers mehr mit dem weitläufigen Noise-Rock liebäugelten. Die große Überraschung am Anfang war also, wie sich diese Kombination verhalten würde. 200 Years fühlen sich im Eröffnungsstück ‚ Wild White ‚ ein wenig nach dem originalen Post-Rock an – nicht nach dem der 1990er Jahre, sondern mehr nach den akustischen Alben der 70er. Es erinnert eben schlicht und ergreifend an eine nächtliche Veranda Jam-Session, oder auch an eine Lagerfeuer-Ballade mit schönen Texten über das Licht, „pulls moths in to die“, während ‚ Partin Wayz ‚ an die frühen R.E.M. denken lässt. ‚ West Hartford ‚ deutet in den Himmel voller Insekten, auf duftende Blumen und zeigt aber auch den sehnsüchtigen Schmerz, der sich jedoch zu keiner Zeit vollständig über uns ergießen möchte. Verliebte Nachmittage und ruhige Nächte sind dementsprechend auf ‚ 200 Years ‚ nur in der zurückhaltenden und sauberen Gitarrenarbeit zu finden. ‚ Through The Trees ‚ ist womöglich das beste Beispiel für den komplementären Charakter, bietet eine zentrales Herzstück und einen durchdringenden Pathos.

Am Ende bleibt das Talent der beiden Künstler unbestritten, doch im Geheimen sind Ihre Lieder ein bisschen zu nett und während den letzten drei Songs fällt es schwer, die volle Aufmerksamkeit zu erhalten. Aber da die Platte sowieso für einen verschlafenen Abend gedacht ist, stören die restlichen Minuten während des eintretenden Schlafes nur noch hinter einem grauen Dunst der zufallenden Augenlider…

6.1